Wir trauern um unseren Genossen Ralph Büchner (1961−2021)

Wir trauern um Ralph Büchner, der am Samstag nach schwerer Krankheit leider verstorben ist. Ralph Büchner wurde 60 Jahre alt, war Vorsitzender unserer Kreistagsfraktion und Stadtrat in Hoyerswerda, hat für die PDS und DIE LINKE mehrfach für den Landtag kandidiert und als Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl in Hoyerswerda. Mit seinem Tod verlieren wir den aktivsten und engagiertesten Ehrenamtler unseres Kreisverbandes, für den Kommunalpolitik stets Herzensangelegenheit und die entscheidende Ebene für die Vertretung der Interessen der Menschen war dort, wo man direkt für die Wähler*innen etwas bewegen kann.
Wir sind in Gedanken bei seiner Frau und seinen Kindern.
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Der Nachruf des Kreisvorsitzenden Silvio Lang:

Politik zu machen ist eine folgenschwere Entscheidung. Für einen selbst. Aber im Unterschied zu vielem anderen, ist es eine Entscheidung, die insbesondere andere mit betrifft. Zumindest dann, wenn man „Politik machen“ so angeht, wie Ralph Büchner es getan hat.

Was viele Menschen niemals verstehen – und das ist gar kein Vorwurf – ist das Maß an Einsatz, Engagement, Aufopferung, dass Typen wie Ralph Büchner einbringen in eben jene Politik. Für ganz viele ist zuerst mal Politik ein schmutziges Geschäft und „die da oben“ sowieso immer ganz weit weg und abgehoben. Ohne Sinn für die Probleme hier unten. Was dabei nicht gesehen wird: Politik beginnt nicht erst im Bundestag oder Landtag, sondern – ganz im Verständnis von Ralph – vor der Haustür. Im eigenen Ort, in der eigenen Stadt. Kommunal, lokal, greifbar, überschaubar auch und dennoch oft schon hier komplex. Der Stadt- und Kreisrat Büchner war nie abgehoben und weit weg. Er war immer ansprechbar. Und bestrebt, das Komplexe verständlich zu machen ohne den Menschen in seiner Stadt Hoyerswerda, seiner Region Märchen zu erzählen oder sie mit Versprechungen zu ködern.

Politik machen bleibt für viele Hobby, selbst wenn sie sich für das Eintreten in eine Partei entscheiden oder gar in ihr Verantwortung übernehmen, ja sogar selbst für viele, die kommunale Ehrenämter übernehmen. Es gibt nur sehr, sehr wenige Politiker*innen – und noch weniger von ihnen unter den reinen Ehrenamtlern – für die Politik kein Hobby ist. Nichts was man tut, wenn noch Freizeit übrig ist, nachdem man mit der Familie Zeit verbracht hat und seinen weiteren Hobbys gefrönt hat. Sondern die Politik als Berufung, als Lebenssinn, als Aufgabe, als innere Verpflichtung verstehen. Weil es Ihnen darum geht, für Ideale zu streiten, Verbesserungen zu erreichen, sich mit dem Bestehenden nicht zufrieden zu geben, die richtigen oder wenigstens nicht die falschen Entscheidungen zu treffen. Weil sie ganz ehrlich einfach wollen, dass es den Menschen um sie herum, in ihrer Kommune, irgendwann besser gehen soll als jetzt. Deshalb betrifft ihr Engagement so viele. Aber es verlangt nicht nur von ihnen selbst viel Einsatz, sondern auch von allen Menschen mit einer engen Beziehung zu diesen besonderen Politiker*innen. Denn Ehepartner*innen, Kinder, Eltern, enge Freunde müssen verstehen und akzeptieren lernen, dass für diese Menschen immer zuerst die Politik kommt, dann alles andere. Das ist schwer auszuhalten, für alle Beteiligten. Aber ohne diese Menschen wäre das demokratische System in diesem Land am Ende, es braucht sie. Weil es anders nicht geht. Und so ein Politiker war Ralph Büchner. Und das war das Bewundernswerte an seinem Wirken.

Seine Partei war DIE LINKE, vorher die PDS und davor die SED. Es war seine politische Biografie und dazu stand er. Zu Recht. Sie prägte ihn und prägte sein Denken. Seine Partei war für ihn nicht Mittel zum Zweck, kein Instrument zur Durchsetzung von eigenen Interessen. Sie war aus seiner tiefsten Überzeugung heraus eine absolute Notwendigkeit. Deshalb blieb er ihr treu, egal wie sie hieß und egal, ob es ihr gerade gut oder schlecht ging. Bis zum Schluss. Für Menschen, die ihr Engagement einstellten, weil sich persönliche Hoffnungen auf Ruhm und Posten nicht erfüllt haben, konnte er kein Verständnis aufbringen. Das entsprach nicht seiner Auffassung davon, wofür es die Partei braucht.
DIE LINKE war für Ralph Büchner eine Partei für alle Menschen, aber ihre zuvorderste Aufgabe sei immer, die Interessen jener Menschen zu vertreten, die sonst keine andere Vertretung haben. Die Interessen der sogenannten kleinen Leute, der Menschen ohne großes Vermögen, denen es nicht immer gut und meistens sogar noch schlechter geht, die zu kämpfen haben, um über die Runden zu kommen und die nicht wissen, was nächsten Monat wird. Für diese Menschen muss eine linke Partei da sein. Kümmerer im klassischsten aller Sinne, lange bevor das geflügelte Wort in aller Munde war. Das war sein Anspruch an seine Partei und so hat er Politik gemacht.

Seine Art war dabei ultrapragmatisch, immer am Machbaren orientiert. Keine Träumereien, keine Luftschlösser. Auch das hat ihn ausgezeichnet. Und in Hoyerswerda so beliebt gemacht – mehrfach wurde er mit sehr hohen Stimmergebnissen in den Stadtrat gewählt und auch in den Kreistag entsandt. Nicht jede*r mochte ihn, aber über alle Parteigrenzen hinweg wurde respektiert, wie er sich einbrachte, was er zu sagen hatte und dass er es auch tat.

Für mich war Ralph der Prototyp des Genossen, wie wir ihn in unserer Partei wieder viel mehr brauchen. So engagiert, dass man ihn immer eher bremsen als antreiben musste, immer dabei, immer kritisch, immer ehrlich, immer fair. Nie verletzend, aber auch ohne falsche Rücksichtnahme auf Prominenz oder Befindlichkeiten – auch nicht auf die eigenen. Weil das nicht im Sinne der gemeinsamen Sache war. Vor allem aber: immer im Bewusstsein, etwas real verändern und verbessern zu wollen – nicht für sich persönlich, sondern für die Menschen, die ihn gewählt hatten um sie zu vertreten.

Sein Tod reißt eine große Lücke in unseren Reihen. Und ganz anders als der ewige Optimist und stete Kämpfer Ralph fürchte ich mich davor, dass wir sie nicht schließen können. Du fehlst, Ralph. Du fehlst!

 


Sein Ortsverband Hoyerswerda schreibt folgende Zeilen:

 

Lieber Ralph Büchner,

jetzt ist es passiert. Keiner konnte ahnen, dass es so schnell geht!
Ralph, du warst ein lebendiger und kämpferischer Genosse, der zu seinen Prinzipien stand und sie auch verteidigte. Warst immer zur Stelle wenn es um Aktionen ging, wo die Linke Präsenz zeigen musste und sollte. In der Kommunalpolitik war es dein Name, der immer wieder fiel und deine Standhaftigkeit, die immer wieder auffiel.
Egal wer, jeder konnte dich beinahe zu jeder Zeit fragen und immer eine kompetente Antwort von dir erwarten. Es war für dich eine Selbstverständlichkeit dich einzumischen und wenn es sein musste zu streiten und natürlich auch zu lachen. Du und dein Wissen haben oft gezeigt, dass du ein Vollblutpolitiker warst, einer mit sehr viel Herz, für dich war „Linkssein“ nicht nur ein Fassade es war dein Lebensinhalt.
Deine Familie war immer in deinem Kopf und Herzen. Wir wünschen ihr viel Kraft für die kommende Zeit!
Denn dein plötzlicher Fortgang reißt nicht nur ein großes Loch in der kommunalen und Landespolitik. Sondern erst Recht bei deiner Familie!
Sie können sich sicher sein, dass wir die Trauer um deinen Verlust genauso spüren, wie sie.
Ralph, wir sagen Danke, dass du da warst und senden unser tiefempfundenes Beileid an deine Familie.