Ereignisse bei CSD Bautzen müssen ausgewertet werden und zu Wandel in der Stadt führen

Am Samstag, den 10.08., fand in Bautzen das zweite Mal eine CSD- Demonstration statt. Dabei setzten über 1000 Teilnehmende ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz, sowie gleiche Rechte für queere Menschen. Getarnt als Gegendemonstration versuchten zeitgleich über 500 Nazis, den CSD zu stören, Teilnehmende einzuschüchtern, sowie körperlich zu attackieren. Die Polizei musste den CSD mit eine Großaufgebot absichern, um die Teilnehmenden zu schützen.

Dazu erklärt Jessica Wallner:

Nur in Bautzen erlebe ich nun zum wiederholten Mal, dass man in  beklemmende und angsteinflößende Situationen gerät, wenn man nur sein Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit wahrnimmt und für ein Anliegen
auf die Straße geht, dass eigentlich gesellschaftlicher Konsens sein  müsste. Es ist den eingesetzten Einsatzkräften der Polizei, der guten Organisation und dem Engagement auch vieler unserer Genoss*innen, die
z.B. Menschen nach Hause gefahren haben, zu verdanken, dass nach unserer Kenntnis keine Teilnehmenden des CSD verletzt wurden. Gleichzeitig ist es eine Schande für Bautzen, dass eine solche CSD-Demo hier wie in kaum einer anderen Stadt Deutschlandweit durch die Polizei in einem solchen Ausmaß abgesichert werden muss.
Nicht zuletzt muss sich aber auch die Einsatzleitung einer kritischen Auswertung stellen: Dass gewaltbereite Störer*innen von rechts an mehreren Stellen so nah an die CSD-Demonstration heran gelassen worden sind, führte mehrfach zu brenzligen Situationen, in denen eine Eskalation durch die Polizei nicht mehr verhinderbar gewesen wäre. Es lag letztlich am guten Selbstschutz, ausgeführt durch viele Antifaschist*innen in der Demo, der in diesen Situationen ein Debakel des Einsatzes verhindert hat.

Und Silvio Lang ergänzt:

Der Bautzner Oberbürgermeister ist zu loben, für sein klares Statement und das Hissen- Lassen der Regenbogen-Fahne vor dem Rathaus. Insgesamt aber muss sich die gesamte Stadtgesellschaft Bautzens,
angefangen bei Oberbürgermeister und Stadtrat, über die demokratischen Parteien bis zu den Gewerkschaften, Vereinen, zivilgesellschaftlichen Gruppen und allen Einwohner*innen fragen, wie man diesem rechten Terror nichts anderes wurde am Samstag durch Nazis aus ganz Sachsen zum wiederholten Male in Bautzen aufgeführt endlich wirksam Einhalt gebieten kann. Es ist eben kein Zufall, dass es immer wieder Bautzen ist. Und es ist eben kein Zufall, dass rechte Strukturen hier so stark sind. Es braucht endlich wirksame Solidarisierung gegen faschistische Strukturen und Akteur*innen, die mehr beinhaltet, als sich ab und an
darauf auszuruhen, dass wenige mutige Menschen zum Beispiel einen CSD organisieren.

Wie viel Nachholbedarf hier in Bautzen besteht, konnte man nur 6 Tage vor dem CSD erleben. Auch da gab es eine Demonstration für Weltoffenheit und Vielfalt in Bautzen. Jedoch litt diese unter einer Entsolidarisierung selbst bei den Gruppen, die sich nun beim CSD ganz selbstverständlich mit auf die Straße begeben haben. Solidarität gegen Rechts ist aber kein Rosinenpicken. Sie muss immer und überall im gleichen Maße gelebt werden, wenn sie wirksam werden soll. Bautzen muss da noch einige Schippen drauf legen!